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Feuer im Blut und Glut in der Stimme

Allgemeine Zeitung

am 20.01.2023

Rock-Show im Uelzener Theater: Julie Mayaya begeistert als Tina Turner

Uelzen – „Wow! Was für eine Stimme!“ Die junge Frau aus der fünften Reihe ist immer noch total begeistert. Ihre Begleiterin ergänzt: „Mit geschlossenen Augen hört sie sich wie echt an.“ Die Rede ist von Julie Mayaya, die am Mittwochabend im Theater an der Ilmenau in Uelzen die Rolle der Tina Turner in der Show „Tina – The Rock Legend“ singt und spielt. Nein, sie spielt nicht nur die Turner, sie ist es in dieser über zweistündigen Aufführung.

Da stimmt das Outfit und auch die Stimme ist so ausdrucksvoll wie beimOriginal, rau, zupackend, dennoch melodisch, ohrschmeichelnd. Sie stürmt – wie das Original – wie ein Wirbelwind in Stilettos über die Bühne, dreht sich, wiegt sich im Takt und Rhythmus, ergänzt mit ihrem ganzen Bewegungsablauf die Musik, mit der sie ihr Publikum im recht gut besetzten Saal schon gleich mit dem ersten Titel „River deep, Mountain high“ im Griff hat. Julie Mayaya hat Feuer im Körper und Glut in der Stimme.

Nicht minder bewundernswert sind die vier Tänzerinnen, die wahre Hingucker sind: Erstklassig die Choreografie; ballettreif strecken sie sich und ihre Beine, hüpfen, tanzen, sind ständig in Bewegung.

Es sind die alten und neuen Hits, die Julie Mayaya als Tina Turner singt – „Private Dancer“ ist dabei, „We don’t need another hero“ und das großartige Duett „Cose della vita“, das sie einst mit Eros Ramazotti sang. Diesmal ist Daniel Splitt, der in der Bühnen- Band für die schrille Gitarre zuständig ist, ihr Gesangspartner. Nun gut, das Original erreicht er nicht, auch nicht im zweiten Teil des Abends, als er Bryan Adams darstellt, der 1984 mit der Turner „It’s only love“ sang. Aber Mayayas Stimme und die zwar laute, aber in allen Passagen stimmige Begleitung durch die Band – allen voran Paul Griesbach am Saxophon – stehen ohnehin im Vordergrund.

Zwischen den einzelnen Titeln erzählt Niels Bartels aus dem wechselvollen Leben der 1939 in Nutbush (Tennessee) geborenen Anna Mae Bullock. Als sie 16 Jahre jung war, lernte sie in einem Club in St. Louis den acht Jahre älteren Ike Turner kennen, der mit seinen „Kings of Rhythm“ damals schon ein Begriff in der R&B-Szene war. Wie es mit Tina weiterging – der Moderator Niels Bartels erzählt es anhand der Musik- Blöcke und zeichnet damit das Bild von Tina Turner als wahrem Stehauffrauchen.

„Wollt ihr Rock’n’Roll?“ fragt Julie Mayaya das Publikum. Natürlich will es. „Honky Tonk Woman“ reißt die Zuschauer von den Stühlen und sie bleiben stehen, denn es folgt der Riesenhit „Simply the Best“, mit dem deutlich gemacht wird: Sie ist die Beste. Als Zugabe gibt es zu Standing Ovations die Reminiszenz an ihren Geburtsort: „Nutbush“.

 

Text und Bilder von Folkert Frels veröffentlicht in der AZ vom 20.01.2023.

Tina-Double mit echter Stimmgewalt

Südwest Presse

Am 31.01.2023

Tribut Im Haller Neubau-Saal kommt Julie Mayaya der Rock-Ikone Tina Turner in vielerlei Hinsicht verblüffend nahe.

Schwäbisch Hall. Wenn Tina Turner mit rauer Stimme „Proud Mary“ oder „Private Dancer“ sang, lagen ihr die Fans zu Füßen. Im vollbesetzten Neubau-Saal war zu erleben, dass das noch immer so geschehen kann, selbst wenn da eine ganz andere Person auf der Bühne steht. 2009 hatte sich die echte Tina Turner endgültig von ihrem Publikum verabschiedet. Seither boomen Shows wie „Tina – The Ultimate Tribute“ der Reset Productions aus Gera, die am Samstag in Hall gastierte.

Perückenmähne und Pony-Step Eine optische Ähnlichkeit der Kopien mit dem Original ist kein Problem mehr, seit Turner im Februar 2022 vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe mit ihrer Klage gegen einen Konzertveranstalter scheiterte. Dessen TinaDouble konnte auf Plakaten den Eindruck erwecken, der Superstar trete persönlich auf.

Die „Haller Tina“ weist immerhin die ikonische Silhouette ihres Vorbilds auf und hat sich zudem tief in dessen Persönlichkeit eingearbeitet: Sie zeigt die zackige Bewegung, mit der sie die zottelige Perückenmähne schüttelt, die trotzig geschürzten Lippen, den berühmten Pony-Step, den sogar Mick Jagger kopierte, mit breitem Südstaaten-Akzent und in hautengen Glitzerklamotten. Nur die Stimme kann sich Julie Mayaya nicht abgeguckt haben. Die ist der 37-jährigen Rumänin mit kongolesischen Wurzeln tatsächlich gegeben und hat sie 2012 in ihrer Heimat zur ersten weiblichen Siegerin der Casting-Show „The Voice“ gemacht.

Spätestens beim Megahit „Nutbush City Limits“, den mindestens eine Fan-Generation zu Vergleichszwecken im Ohr hat, wird deutlich, wie verblüffend nahe Mayaya Turner kommen kann.

„Tina-Julie“ hat Weggefährten mitgebracht. Auch ihren gewalttätigen Ex-Ehemann Ike Turner (Rushand Chambers), mit dem sie zwar im Duett singt, ihm aber – Absicht oder nicht? – physisch nie zu nahe kommt. Der deutsche Sänger Daniel Splitt assistiert ihr als Eros Ramazzotti und Bryan Adams. Moderator Niels Bartels erzählt zwischendrin die Lebensgeschichte der 1939 als Anna Mae Bullock geborenen Tina Turner, verrät dabei allerdings für viele wohl nichts wirklich Neues.

Zwei Stunden und acht Kostümwechsel lang liefern Mayaya, ihre Band und sechs Tänzerinnen unter vollem Körpereinsatz eine mitreißende Show ab. Die Zuschauer verharren klappsesselbedingt weitgehend unbeweglich. Erst zum Schluss, bei „Simply The Best“, springen praktisch alle auf, und die erste Reihe nutzt den knappen Platz vor der Bühne zum gepflegten Abrocken. Der eine oder andere dürfte sich heimlich wünschen, die braven Sitzreihen würden anlässlich solch bewegender Konzerte vorübergehend aus dem Neubau-Saal verbannt – ganz im Sinne des Tina-Hits und Untertitels dieser Show: Break every rule.

 

Text und Bilder von Beatrice Schnelle veröffentlicht in der Südwest Presse vom 31.01.2023.